Welche Auswirkungen hat Mobilfunkstrahlung auf die menschliche Gesundheit?

Die von Mobilfunkantennen und Mobiltelefonen ausgehende Strahlung gehört zur hochfrequenten, nichtionisierenden Strahlung. Diese Strahlung kann bei sehr hohen Intensitäten Körpergewebe erwärmen. Eine zu grosse Erwärmung ist gesundheitsschädlich. International empfohlene Grenzwerte, welche auch die Schweiz anwendet, schützen vor zu hohen Belastungen (→ siehe auch Fragen «Wie wird die Bevölkerung vor der Strahlung von Mobilfunkantennen geschützt?» und «Gibt es auch Grenzwerte für die Strahlung von Mobiltelefonen?»).

Strahlungen
Quelle: BAFU
Strahlung Hochfrequenz
Quelle: BAFU

Noch bestehen verschiedene Forschungsfragen zu möglichen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf die Gesundheit. Deshalb wird die Strahlenbelastung durch Mobilfunkantennen in der Schweiz an Orten wie Wohnungen, Schulen, Spitälern oder Kinderspielplätzen über die international empfohlenen Grenzwerte hinaus noch stärker begrenzt. Damit wird die Langzeitbelastung tief gehalten und das Risiko für allfällige heute noch nicht erkennbare Gesundheitsfolgen reduziert. Zudem kann jede Person ihre Strahlenbelastung durch das eigene Mobiltelefon mit einfachen Massnahmen selber begrenzen (→ siehe auch Frage «Wie kann ich die Strahlenbelastung bei der Verwendung von Mobiltelefonen verringern?»).

In der Forschung wurden zum Teil auch bei einer Strahlenbelastung unterhalb der gebräuchlichen Grenzwerte Auswirkungen beobachtet. Allerdings sind diese Befunde weniger eindeutig oder weniger gut belegt (Bericht der Arbeitsgruppe Mobilfunk und Strahlung 2019, Kapitel 6.6). Auch führen nicht alle messbaren biologischen Effekte automatisch zu gesundheitlichen Problemen. Zum Beispiel wurden Veränderungen der menschlichen Gehirnaktivität festgestellt, wenn Versuchspersonen vor dem Zubettgehen der Strahlung eines Mobiltelefons ausgesetzt waren. Weil aber die Schlafqualität dadurch nicht beeinträchtigt war, ist es unklar, ob dieser Effekt für die Gesundheit von Bedeutung ist (Hug et al. 2014). Auch in Zell- oder Tierstudien wurden biologische Effekte festgestellt (Mevissen und Schürmann 2021 oder Newsletter BERENIS – Sonderausgabe Januar 2021), aus welchen sich derzeit jedoch keine langfristigen oder für die menschliche Gesundheit bedeutsamen Auswirkungen ableiten lassen.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2011 hochfrequente Strahlung als möglicherweise krebserregend für den Menschen eingestuft. Grundlage dafür waren Studien zur Mobiltelefonnutzung, die Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für eine bestimmte Art von Hirntumoren (Gliome) und Tumoren des Hörnervs zeigten. In den nächsten Jahren soll das krebserregende Potenzial hochfrequenter Strahlung anhand der zwischenzeitlich durchgeführten Untersuchungen neu beurteilt werden. Forschungsprojekte zu möglichen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen laufen im In- und Ausland und werden zum Teil vom Bund unterstützt. Um kompetent über die gesundheitlichen Auswirkungen von nichtionisierender Strahlung informiert zu sein, hat das BAFU 2014 die Beratende Expertengruppe NIS (BERENIS) einberufen. Diese sichtet die neu publizierten wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema und wählt diejenigen zur detaillierten Bewertung aus, die aus ihrer Sicht für den Schutz des Menschen von Bedeutung sind oder sein könnten. So sollen potenzielle Risiken frühzeitig erkannt werden. Ihre Einschätzungen publiziert die Expertengruppe vierteljährlich als Newsletter auf der Website des BAFU.

BAFU: Newsletter Beratende Expertengruppe NIS (BERENIS)

2022 hat das BAFU einen Aufruf zur Einreichung von Projekten zu diesen Themen lanciert und fördert so relevante Forschungsvorhaben. Es finanziert derzeit (Stand September 2023) sieben mehrjährige Forschungsprojekte, die unter anderem die Auswirkungen von Strahlung auf das Gehirn, den Schlaf, die Haut, die Spermienproduktion und Insekten untersuchen. Die ersten Ergebnisse werden voraussichtlich ab 2025-2026 vorliegen.

BAFU: Forschung zu Auswirkungen von NIS auf Gesundheit und Umwelt